Petticoat: Geschichten & Anekdoten rund um den Unterrock der 50er

Petticoat: Geschichten & Anekdoten rund um den Unterrock der 50er

Der Petticoat und seine Geschichte

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Wenn es ein wirklich klischeehaftes Retro-Kleidungsstück gibt, dann ist es wohl der Petticoat. Doch hat der voluminöse Unterrock seine Wurzeln tatsächlich in den 50ern oder ist er nicht doch viel älter? In diesem Blogpost verrate ich es und zeige Dir außerdem, wie Du Petticoats richtig stylst und wo Du sie kaufen kannst.

RetroCat mit einem Tellerrock von Lena Hoschek und passendem Tellerrock

Der Petticoat und seine Geschichte

Hättest Du gedacht, dass es Petticoats bereits seit 400 Jahren gibt? Bevor wir uns jedoch genauer mit seiner Geschichte auseinandersetzen, klären wir zuerst einmal, was ein Petticoat genau ist.

Petticoat: Begriffsklärung

Das Wort Petticoat setzt sich zusammen aus petit, Französisch für klein, und coat, was im Englischen für Mantel oder Umhang steht. Verstanden wird darunter ein bauschiger und weiter Unterrock, meist aus versteiften Perlon- oder Nylon-Stoffen und oftmals mit Rüschen oder Spitzen verzierten Stufen, der in 50er-Jahren unter weiten Röcken getragen wurde, um diesen mehr Volumen zu verleihen. Die oberste, sich in Hüfthöhe befindende schmalere Stufe, wird übrigens Sattel genannt. Meist hat ein Petticoat darunter drei bis vier weitere breit ausfallende Stufen. Mehrere Lagen Tüll sorgen dabei für Volumen.

RetroCat in einem blauen Retro-Kleid mit Tellerrock und schwarzem Petticoat

Petticoats im 16. Jahrhundert

Bereits im 16. Jahrhundert wurden Petticoats, damals eher eine Art Unterkleid, getragen, um den Körper zu stützen und zu formen. Seine kuppelartige, ja fast aufgeblasene Form sorgten für eine sehr weibliche Silhouette, mit schmaler Taille und breiter Hüfte. Damals wurden Petticoats übrigens nicht nur unter Kleidern und Röcken getragen, sondern sogar unter Nachtgewändern!

Petticoats im 17. Jahrhundert

Da im 17. Jahrhundert Gewänder in Mode waren, die vorn offen waren, wurden die darunter hervorlugenden Unterröcke damals mitunter reicht dekoriert und verziert.

Petticoats im 18. und 19. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert wurden Petticoats zusätzlich gesteppt und oftmals aus Wolle sowie Seide gefertigt. Somit wurden sie ein wenig „praktischer“, da sie nicht nur stützten, sondern im Winter auch warm hielten. Petticoats reichten damals übrigens noch bis zu den Knöcheln. Um 1840 wurden sie nichtsdestotrotz von der Krinoline, einem kuppelförmigen Reifrock, abgelöst. Der Petticoat selbst wird aufs Land verbannt und verschwindet für sehr lange Zeit aus der städtischen Mode.

Petticoats im 20. Jahrhundert

Sein Comeback erlebt der Petticoat erst 1947, Christian Dior sei Dank. Wie bereits in meinem Beitrag über den Pencil Skirt erwähnt, konzentrierte er sich bei seiner Kollektion auf zwei Figurformen der Frau: die Blütenkronenform (auch Blütenkelchlinie oder Ligne Corolle genannt) sowie die Sanduhr-Silhouette. Seine Röcke waren entweder extrem figurbetont, oder sehr ausladend. Um die Blütenkelchlinie seiner Kleider zu formen, eignete sich der Petticoat perfekt.

Der ausladende Unterrock bleibt nicht zuletzt dank der Rock’n’Roll Bewegung und der anschließenden Twist-Bewegung bis in die 60er Jahre hinein angesagt. Mit Aufkommen der Miniröcke 1966 verschwindet er jedoch aus der Mode.

RetroCat mit einem roten Petticoat beim Tanzen

Der Petticoat heute

In der heutigen Mode ist der Petticoat quasi nicht mehr zu finden. Lediglich unter Hochzeitkleider oder Faschingskostümen findet er noch Gebrauch. Ansonsten ist er heutzutage nur noch in der Rockabilly- und Western-Szene sowie seit kurzem auch in der aus Japan stammenden Lolita-Mode zu sehen. Schade eigentlich, oder? Verleiht er doch ausgestellten Kleidern und Röcken einen so zauberhaften Schwung.

Vintage-Fashion-Bloggerin RetroCat mit einem Retro-Outfit und passendem Petticoat

Wie wurde und wird ein Petticoat getragen?

An der Frage wie ein Petticoat getragen wurde beziehungsweise wird, scheiden sich bis heute die Geister. Vor allem, wenn es um die Länge des Unterrocks geht. Fakt ist, dass der Petticoat eigentlich als Unterwäsche galt. 1958 kam es zur Diskussion, ob es in Ordnung ist, wenn besagter Unterrock unter dem Rocksaum etwas hervorlugt. In den prüden Kleidungskonventionen der 50er konnte ein hervorlugender Petticoat nämlich tatsächlich einen kleinen Skandal auslösen.

Vintage-Bloggerin RetroCat mit einem hervorblitzenden Petticoat

Ich persönlich finde einen leicht hervorblitzenden, farblich passenden(!) Petticoat in jedem Fall viel weniger schlimm, als einen zu kurzen, der sorgt nämlich für einen unschönen Knick im Rock. Manchmal, so finde ich, verleiht er so dem Outfit sogar das gewisse Etwas. Für welche Länge des Unterrocks man sich heute entscheidet, ist glücklicherweise jedem selbst überlassen. Die Sittenpolizei kommt wegen ein paar hervorlugenden Tülllagen in jedem Fall sicherlich nicht. 😉

RetroCat mit einem bunten Kleid von Belle Couture und passendem Petticoat

Da die Tellerröcke sowie die Petticoats beim Tanzen mitunter sehr hoch flogen, trugen die Damen darunter normalerweise rüschenverzierte Spitzenhöschen, die Pettipants (beispielsweise hier erhältlich).

Kleiner Tipp von mir: Petticoat am besten über zarten Strumpfhosen tragen. Exemplare aus Tüll, die nicht mit Seide oder Satin unterlegt wurden, wandern nämlich ansonsten oftmals unschön das Bein hoch.

RetroCat mit einem fliegenden Tellerrock und passendem Petticoat im Stil der 50er

Petticoats kaufen

Petticoats gibt es heutzutage in allen Preisklassen zu kaufen. Von zu billigen, kratzigen Exemplaren rate ich jedoch ab. Ein große Auswahl an unterschiedlich langen Petticoats in vielen Farben bietet beispielsweise TopVintage.



In Online-Shops zu findende, neue Petticoats sind jedoch oftmals extrem voluminös. Und da mir zu bestimmten Kleidern schmalere Unterröcke einfach besser gefallen, halte ich auch immer wieder in Vintage-Shops nach Originalen aus den 50ern Ausschau. Diese sind nämlich tatsächlich meist wesentlich weniger ausladend. Meine liebsten Shops für Vintage- und Retro-Mode stelle ich Dir übrigens hier vor.

Bloggerin RetroCat in einem schwarzen Vintage-Petticoat aus den 50ern

Fashion-Bloggerin RetroCat mit grauem Retro-Kleid und weißem Petticoat in München


Weitere Modeklassiker:

Caprihose
Dirndl
Hahnentrittmuster
Kleines Schwarzes
Marlene-Hose
Maxikleid
Netzstrumpfhose
Nylonstrümpfe
Pencil Skirt
Petticoat
Streifenshirt
Strumpfgürtel
Strumpfhosen
Tellerrock

Petticoat: Geschichten & Anekdoten rund um den Unterrock der 50er - von Vintage-Bloggerin RetroCat

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