Die Marlene-Hose & ein Retro-Outfit, oder: Wann Frauen anfingen, Hosen zu tragen

Die Marlene-Hose & ein Retro-Outfit, oder: Wann Frauen anfingen, Hosen zu tragen

Die Geschichte der Marlene-Hose & Styling-Tipps

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Blickt man heutzutage auf der Straße oder in der Fußgängerzone umher, so entdeckt man fast ausschließlich Damen in Hosen; Röcke und Kleider sind eher ein seltener Anblick. Vor rund 100 Jahren sah das noch ganz anders aus. Lange Zeit war es Frauen sogar per Gesetz verboten, Hosen zu tragen. Wer sie dennoch anziehen wollte, brauchte neben handfesten Gründen, wie beispielsweise die Zügel eines Pferdes in der Hand, auch noch die Erlaubnis der Polizei. In diesem Beitrag möchte ich Dir nun die Geschichte der Damenhose im Allgemeinen und der Marlene-Hose im Speziellen näher bringen. Außerdem zeige ich Dir natürlich, wie Du sie stilecht im Retro-Look stylen kannst.

RetroCat in einer grünen Marlene-Hose von The Seamstress of Bloomsbury

Frauen in Hosen

Zwar gibt es antike Belege für hosentragende Frauen in römischen Berichten sowie auf Darstellungen von Kelten und Germanen, jedoch war das Tragen von Hosen für europäische und amerikanische Frauen danach jahrhundertelang ein absolutes Tabu. Erst im Zuge der Emanzipationsbewegung fingen Frauen nach und nach an, gegen großen Protest das „männliche“ Beinkleid anzuziehen. Als eine der ersten Damen, die versuchten, Damenhosen salonfähig zu machen, gilt die amerikanische Frauenrechtlerin Amelia Bloomers.

Das Bloomer-Kostüm

Um Frauen mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen und ihnen folglich eine aktivere Teilnahme am gesellschaftlichen, politischen sowie Arbeitsleben zu ermöglichen, bemühte sie sich um eine Reform der Kleidung. Dazu gehörte neben der Abschaffung des Korsetts auch ein auf Knielänge verkürzter Rock, unter dem eine knöchellange Pluderhose getragen wurde. 1851 stellte sie dementsprechend erstmals einen solchen Anzug vor. Dieser wurde nach ihr benannt und bekam den Namen „Bloomer-Kostüm“ (Bilder vom „Bloomers“ findest Du hier). Allerdings betonte Amelia Bloomers selbst, das eigentlich Elizabeth Smith Miller die Erfinderin war.

Diese ersten Frauenhosen stießen lediglich bei Frauenrechtlerinnen auf reges Interesse. In der breiten Bevölkerung jedoch wurden sie nicht akzeptiert und ernteten nichts als Hohn und Spott. So kam es, dass Bloomer rund zehn Jahre später schließlich resignierte und das Projekt als gescheitert erklärte.

Bis sich die Damenhose in der Bevölkerung durchsetze, sollte es noch einige Jahrzehnte dauern.

Frauenhosen im Aufschwung

Den Anfang machten Frauenhosen für sportliche Aktivitäten wie beispielsweise das Skifahren, es folgten Hosen als Teil der Arbeitskleidung. Um 1910 entwarfen in erster Linie Pariser Designer Hosenrock-Kostüme als Alternative zum Humpelrock (erfahre mehr über dieses kuriose Kleidungsstück in diesem Beitrag). Die Hosenkleider, im Französischen Jupe-Culotte genannt, wurden zum Teil auch von eleganten Pariserinnen getragen, was allerdings für mächtig Wirbel sorgte. Anklang fanden die Hosen auch in London, allerdings wurden sie überwiegend zu gesellschaftlichen Anlässen getragen und waren auf der Straße nur äußerst selten zu sehen. Tauchte dort doch einmal eine Dame im Hosenkleid auf, kam es in Berlin zum Beispiel zu Menschenaufläufen und Verkehrsstaus.

Erst während des Ersten Weltkrieges, als Frauen zur Erwerbsarbeit gezwungen waren, setzte sich die Hose bei den Damen mehr und mehr durch. Da Frauen die Männer in sämtlichen Arbeitsbereichen während der Kriegsjahre vorübergehend ersetzen sollten und es ohnehin an allem mangelte, trugen die weiblichen Arbeiterinnen normalerweise dieselbe Kleidung, wie zuvor die Männer. So kam es, dass sich Fabrikarbeiterinnen in Overalls kleideten, Frauen im öffentlichen Dienst mit Uniform inklusive langer Hose für den Winter ausgestattet wurden und Frauen im Eisenbahndienst in langen Beinkleidern arbeiteten. Nach dem Krieg war es schwer, den Frauen das Hosentragen wieder abzugewöhnen. Daher gewann die Damenhose auch in den wilden 20ern immer mehr Anhängerinnen und bekannte Persönlichkeiten wie Coco Chanel zeigte sich in ihnen. Ein Alltagskleidungsstück der breiten Masse an Frauen war sie jedoch noch lange nicht.

Fashion-Bloggerin RetroCat in einem Modeklassiker: Der Marlene-Hose

Die Geschichte der Marlene-Hose

1930 singt Marlene Dietrich im Spielfilm Morocco in Männerbekleidung, was zu dieser Zeit durchaus als skandalös galt. Das hatte zuvor noch keine andere gewagt. Bis heute steht Marlenes Name stellvertretend für weite Hosen mit geradem Schnitt und hohem Bund, die vom Stil an die Männerhosen der damaligen Zeit erinnern. Marlene Dietrich folgten übrigens noch viele weitere Künstlerinnen, die sich nun in Hosen zeigten. Katharine Hepburn und Greta Garbo sind zwei sehr berühmte Beispiele. Als Marlene Dietrich sich jedoch auch auf der Straße in Herrenkleidung zeigte, ging das der breiten Bevölkerung der damaligen Zeit entschieden zu weit und ihr Stil wurde als geschmacklos abgestempelt. Ganz anders heutzutage; da gilt die Dietrich nämlich als absolute Stilikone, die die Mode der 30er maßgeblich mitprägte und die Marlene-Hose als zeitloser Klassiker.


Marlene-Hosen kaufen:


Vintage-Bloggerin RetroCat mit Marlene-Hose und weißer Bluse im Stil der 30er und 40er

Frauenhosen von den 40ern bis heute

Im Zweiten Weltkrieg etablierten sich die Hosen unter den arbeitenden Frauen wieder mehr. Aber auch nach 1945 kehrte die Gesellschaft zum Teil wieder zu alten Konventionen zurück und viele Schulen erlaubten es Mädchen bis die 60er-Jahre hinein allenfalls im Winter, Hosen zu tragen. Frauenhosen gelten damals oftmals als unanständig und Kleider sowie Röcke sind wieder auf dem Vormarsch. Nichtsdestotrotz kamen 1948 die Caprihosen auf den Markt, welche von den Frauen auch gerne angenommen wurden. Sie avancierten zu einem Klassiker der 1950er, sorgten aber gleichzeitig noch immer für mächtig Trubel.

1966 zeigt Yves Saint Laurent schließlich einen Smoking für Damen und ebnet damit den Weg für Frauenhosen und -Hosenanzug. Dennoch dauerte es weitere Jahre, bis Frauen in Hosen vollends gesellschaftsfähig werden. Noch 1970 drohte der damalige CSU-Bundestagsvizepräsident Richard Jaeger beispielsweise, er werde jede Abgeordnete, die es wagen sollte, in Hosen zur Plenarsitzung zu erscheinen, aus dem Saal weisen. Lenelotte von Bothmer (SPD) provozierte einen Aufschrei im Bundestag und der Bevölkerung, als sie die gängige Kleiderordnung brach und am 14. Oktober 1970 als erste Frau im Bundestag eine Rede im Hosenanzug hielt.

Doch all der männliche Protest nutzte nichts. Wie eingangs erwähnt, hat die Hose im europäischen, amerikanischen und australischen Raum den Rock im Alltag und Berufsleben weitestgehend verdrängt. Ausnahmen sind der Hochsommer sowie oftmals die Abendgarderobe.

Fun Fact: Erst im am 31. Januar 2013 wurde in Frankreich das Gesetz offiziell abgeschafft, das es Pariserinnen verbot, Hosen in der Öffentlichkeit zu tragen. 😉

Auch wenn ich mich persönlich tendenziell in Kleidern und Röcken wohler fühle, so bin ich doch unglaublich froh und dankbar, dass Frau zumindest in unserer Gesellschaft heutzutage wählen darf, was sie tragen möchte. Kommentare wie: „So [in Röcken oder Kleidern] sollten sich alle Frauen kleiden.“, wie ich sie tatsächlich hin und wieder unter meinen Instagram-Posts bekomme, sind dabei völlig fehl am Platz!


Styling-Tipp: Marlene-Hose & weiße Bluse

Meine grüne Marlene-Hose ist von The Seamstress of Bloomsbury und heißt eigentlich „Winnie“. Nichtsdestotrotz ist sie ein echter Hingucker. Ein weiter Schnitt sowie der leichte Crepe-Stoff sorgen für einen schönen Fall der Hose, während ein Gummibund alles an Ort und Stelle hält. Die beiden Hosentaschen sehen nicht nur cool aus, sondern sind auch noch super praktisch.

Vintage-Mode-Bloggerin RetroCat in einer klassischen Marlene-Hose inspiriert von den 30ern

Um der Hose nicht die Show zu stehlen, kombiniere ich sie mit einer weißen Bluse namens „Clarice“ der gleichen Marke, die Du vielleicht noch aus diesem und diesem Beitrag kennst. Weite Ärmel sowie viele Knöpfe verleihen ihr das gewisse Etwas. Auch bei den Accessoires bleibe ich dem Look der 30er/40er-Jahre treu. Daher setze auf einen ausgefallenen Hut in einem kräftigen Grün, der zufälligerweise auch noch Marlene heißt. Ein dazu perfekt passender Schal sowie schwarze Vintage-Handschuhe rundet das Retro-Outfit perfekt ab.

RetroCat mit Marlene-Hose, Bluse und Accessoires im Stil der 30er und 40er


Outfit-Details:

Marlene-Hose: c/o The Seamstress of Bloomsbury

Bluse: c/o The Seamstress of Bloomsbury

„Marlene-Set“ bestehend aus Hut und Schal: Mein wunderbarer Hutsalon

Handschuhe: Vintage, ähnliche hier

Ohrringe: ähnliche hier

Schuhe: Miss L-Fire, ähnliche hier


Sandra vom Vintage-Blog RetroCat mit dem Marlene-Hut von mein wunderbarer Hutsalon


Weitere Modeklassiker:

Caprihose
Dirndl
Hahnentrittmuster
Kleines Schwarzes
Marlene-Hose
Maxikleid
Netzstrumpfhose
Nylonstrümpfe
Pencil Skirt
Petticoat
Streifenshirt
Strumpfgürtel
Strumpfhosen
Tellerrock

 

6 Kommentare

  1. Karen
    4. Dezember 2018 / 10:16

    Oh my, these trousers look stunning on you. It’s such a radically different look, but wonderful for once in a while! Kx

    • Sandra
      Autor
      6. Dezember 2018 / 21:02

      Thank you so much Karen!
      I’m usually not so into trousers, but these are so great!
      xx
      Sandra

  2. Annette
    17. Februar 2019 / 21:51

    Es wäre schön, wenn Frauen wirklich frei wählen könnten, was sie tragen.
    Heutzutage ist es eher so, dass frau sich erklären muss, wenn sie keine Hose trägt. Ganz verpönt scheint das Tragen von Strümpfen oder Strumpfhosen zu sein, wenn es nicht gerade Winter ist.
    Zumindest höre ich als ausschließliche Rockträgerin, die eigentlich nie nackte Beine hat, häufig entsprechende Kommentare. Wenn man dann noch sagt, dass man einfach die Materialien gerne auf der Haut spürt und das Tragegefühl liebt, ist es ganz aus.

    Von daher würde auch ich mir wünschen, dass wieder mehr Frauen Röcke, Kleider, Strümpfe tragen würden – dann würde ich mich nicht so oft rechtfertigen müssen.

    Liebe Grüße
    Annette

    • Sandra
      Autor
      19. Februar 2019 / 12:02

      Liebe Annette,

      das tut mir wirklich Leid zu hören. Glücklicherweise musste ich solche Erfahrungen nie machen.
      Im Gegenteil, ich erhalte eher positiven Zuspruch und bekomme Komplimente für meinen Stil, zu welchem definitiv Kleider/Röcke und Strümpfe gehören.
      Nichtsdestotrotz ist dieser Style in der heutigen Zeit natürlich eher ungewöhnlich und erntet sicherlich auch mal den ein oder anderen seltsamen Blick. Da stehe ich aber einfach drüber…

      Natürlich fände auch ich es schön, wenn wieder mehr Frauen Kleider, Röcke und Strümpfe tragen. Aber ich bin auch der Meinung, dass jeder tragen sollte, was er möchte. Und wenn sich der Großteil der Frauen nunmal in Hosen wohler fühlt, ist das absolut legitim…
      Ich versuche jedoch mit meinem Blog die Frauen zu ermutigen über ihren Schatten zu springen, die den klassischen Stil zwar schön finden, sich aber nicht zu trauen, ihn zu tragen.

      Liebe Grüße
      Sandra

  3. Annette
    12. März 2019 / 20:51

    Liebe Sandra,
    es überrascht mich, dass Du andere Erfahrungen gemacht hast als ich, aber es freut mich auch sehr für Dich. Ich beobachte einfach bei uns Frauen einen gewissen Herdentrieb. Als ich noch in einem Umfeld gearbeitet habe, in dem Kostüme normale Arbeitskleidung war, wurde ich von meiner Chefin eher zum Rock ermuntert, damals war das gar nicht meins. Im jetzigen Arbeitsumfeld kleiden sich die Damen eher praktisch und jetzt bekomme ich entsprechende Kommentare von den Kolleginnen.
    Das scheint aber nicht so selten zu sein. Wenn Du magst, schau mal im Forum der Brigitte nach den Beiträgen von „justitia79“, das bin ich. Wenn ich dort meinen Kleidungsstil schildere, ernte ich Ablehnung, teilweise sogar recht heftig.

    Liebe Grüße
    Annette

  4. Joan
    23. Februar 2020 / 9:49

    Hallo
    Ich trage fast immer minis oder shorts und das immer mit strumpfhosen.
    Klar ist das heute nicht mehr im trend. Aber das ist mein stil den behalte ich bei ganz egal was andere sagen.
    Ich habe zwei jeans im schrank die trage ich wenn ich mal lust habe oder wenn es wirklich praktischer ist.

    LIebe grüsse, Joan

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