Sommerfrische im bayerischen Voralpenland: Ein nostalgischer Ausflug in die Natur

Sommerfrische im bayerischen Voralpenland: Ein nostalgischer Ausflug in die Natur

Sommerfrische: Geschichte, Mythos und ganz viel Nostalgie

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Sattgrüne Wiesen, das Läuten von Kuhglocken, große und kleine Seen, ein blau-weißer Himmel und natürlich die beeindruckenden Alpen – kein Wunder, dass es schon seit vielen Jahren die Menschen in dieses Idyll zieht. Früher fuhren die wohlhabenden Städter noch zur Sommerfrische aufs Land. Der Begriff mag zwischenzeitlich altmodisch geworden sein, in ihm schwingt aber noch immer ein Hauch Sehnsucht und ganz viel Nostalgie mit. In diesem Beitrag möchte ich Dir verraten, was Sommerfrische eigentlich bedeutet und Dich mitnehmen in meine alte Heimat, das idyllische Voralpenland mit seinen vielen Seen, Wäldern, Schlössern und Burgen. Komm mit mir auf einen kurzen aber umso entspannteren Ausflug in die Natur und lasse Dich inspirieren von der Schönheit der Landschaft.

Der Beginn der Sommerfrische

Ein Blick über die bayerischen Alpen, Seen und Wälder

Urlaub wie wir ihn heute kennen gibt es geschichtlich gesehen noch gar nicht so lange. Bis in das 19. Jahrhundert hinein konnte es sich in unseren Regionen nur der Adel leisten zu reisen. Dieser pendelte meist mit dem gesamten Hausstand vom Winterpalais in die Sommerresidenz. Mit Kutsche und schwerem Gepäck war dieses Unterfangen freilich nicht immer ganz komfortabel. Aber die warmen Temperaturen im Sommer waren schon damals auf dem Land wesentlich erträglicher als in der staubigen Großstadt.

Übrigens: Bereits die Römer verbrachten die heißen Sommertage gerne in den kühleren Bergen. Was sie „villegiatura“ nannten, bekommt im 19. Jahrhundert den Begriff „Sommerfrische“.

Was bedeutet Sommerfrische?

RetroCat mit weißer Bluse, dunkler Weste, Fascinator unf Handschuhen an einer Burgmauer

Die Brüder Grimm nehmen den Begriff Sommerfrische in ihrem Wörterbuch auf und definieren ihn als die „Landlust der Städter im Sommer“. Der vor allem zwischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Begriff wird gemeinhin als die jahreszeitliche Verlegung des Wohnorts von der Stadt auf das Land verstanden, mit dem Zweck der Erholung und Entspannung. Mit einem Kurzurlaub hatte das übrigens wenig zu tun. Die Sommerfrischler fuhren mit Kind und Kegel, Angestellten sowie dem halben Hausstand aufs Land um dort den ganzen Sommer oder mindestens aber mehrere Wochen zu verbringen. Dabei besaßen vor allem die besonders gut Betuchten eigene Sommerhäuser, blieben also meist auch einem Ort treu. Wer weniger vermögend war, quartierte sich in Gasthäusern, Gästehäusern oder den neuen Hotels ein.

Der Adel und die Sommerfrische

RetroCat trägt einen Fascinator mit Federn und sitzt auf einer Mauer vor atemberaubender Bergkulisse

Als wohl erster Sommerfrischler wird häufig Kaiser Franz Josef I. genannt. Er verbrachte ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu jeden Sommer in der Kaiservilla in Bad Ischl. Diese war übrigens ein Hochzeitsgeschenk seiner Mutter Erzherzogin Sophie zur Vermählung mit Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich. Dem Kaiser folgte der Adel und dem Adel folgten zahlreiche Künstler, die Inspiration in der Natur suchten. Besonders angesagt war es bei den Österreichern, speziell den Wienern, natürlich, nahe dem Kaiser die Sommerfrische zu verbringen. So entstanden viele Villen in und um Bad Ischl, später auch am Wolfgangsee. Dazu kamen zahlreiche Cafés und Lokalitäten, Theater sowie Badehäuser. Denn auch wenn es die wohlhabenden Städter raus auf das Land zog, auf Komfort und Kultur wollten sie nicht verzichten.

Übrigens: Es wurde im Normalfall auch in der Sommerfrische gearbeitet, nur eben in entspannter Atmosphäre und mit gern gesehen Unterbrechungen, die neben Spaziergängen und Jagdausflügen auch Einladungen sowie Feste sein konnten. Ein Massenphänomen war die Sommerfrische damals jedoch nicht. Man brauchte schon ein ordentliches Einkommen, und sich diesen Luxus gönnen zu können. Künstler wurden dagegen von den Wohlhabenden gerne eingeladen und kamen so kostengünstig in den Genuss lauer Sommertage auf dem Land.

Sommerfrische auf dem Land

Ein romanischer kleiner Wanderweg im bayerischen Voralpenland

Was in Österreich das Salzkammergut war, war in Deutschland das Berchtesgadener Land und schließlich ein Großteil des bayerischen Voralpenlands. Mit Erschließung der Eisenbahn wurde das Reisen schließlich leichter und komfortabler. Neben dem Adel konnten nun auch die erholungsuchenden, wohlhabenden Städter ohne Titel zur Sommerfrische aufs Land fahren. Dabei kamen gar Gäste aus Berlin und dem Ruhrgebiet nach Bayern. Besonders aber zog es neben dem Adel  und den wohlhabenden Stadtbewohnern die Münchner Literatur- und Kulturszene zur Sommerfrische ins Voralpenland.

RetroCat mit einem Kostüm bestehend aus Rock, Bluse und Weste sowie einem Fascinator mit Feder

Das Problem vieler Damen: Ihre teure und aufwendige Kleidung war für die Tage auf dem Land gänzlich ungeeignet. So ließen sie sich Kleider anfertigen, die nicht nur den Stil der Landbevölkerung imitieren, sondern auch die romantische Landidylle (die übrigens so in der Realität gar nicht existierte) widerspiegeln sollten – das Dirndl war geboren.

Mit steigender Beliebtheit der Sommerfrische und einer stetig wachsenden Anzahl an Gästen, die unterhalten werden möchten, kommen neue Freizeitbeschäftigungen in Mode. Dazu gehörten unter anderem das Schwimmen in Seen, das Segeln, Wandern oder Bergsteigen.

Zwar mögen die Sommerfrischler bei der einheimischen Landbevölkerung wohl nicht selten kritisch beäugt worden seien, sie brachten aber Geld mit und wurden zu einer wichtigen Einnahmequelle. Um die Gäste bei Laune zu halten, wurden Teile des erwirtschafteten Geldes wiederum in das örtliche Unterhaltungsangebot gesteckt. Es entstehen die ersten Bergbahnen, neue Wanderwege, Badeanstalten und Unterkünfte. Sommerfrische und moderner Tourismus sind somit eng miteinander verbunden.

Mit wachsender Beliebtheit der Sommerfrische entstehen übrigens in vielen ländlichen Regionen „Sommerfrische-Orte“, dieses Phänomen beschränkt sich also nicht nur auf die Alpenregion. Ironischerweise war das Landleben vor allem für die Sommerfrischler angenehm. Der Großteil der Landbevölkerung musste für seinen spärlichen Lebensunterhalt dagegen hart arbeiten.

Sommerfrische im 20. Jahrhundert

RetroCat in einem Ensemble bestehend aus Rock, passender Weste und Bluse, dazu trägt sie Vintage-Accessoires

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges finden die bis dato strengen Gesellschaftsformen ein jähes Ende. Der Adel hat keine herrschende Position mehr und verliert viele Besitztümer. Urlaub auf dem Land bleibt dennoch angesagt, vor allem, da sich zum Einen ein Teil der Gesellschaft nostalgisch „nach der guten alten Zeit“ zu sehnen scheint. Andererseits können sich nun auch immer mehr mittelständische Städter wie beispielsweise Beamte einen Ausflug aufs Land leisten. So werden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wandern und Bergsteigen zur Massenbewegung. Die goldene Zeit der Sommerfrische, wie sie zu Kaiserzeiten gelebt wurde jedoch ist vorbei.

RetroCat mit einem kleinen Hut, verziert mit Federn

Einen ganzen Sommer verbringen nun nur noch wenige an einem Ort. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wandelt sich die Sommerfrische hin zum Familienurlaub. Heutzutage ist der Begriff Sommerfrische so altmodisch wie diese Form des Urlaubs. Kaum jemand verbringt seinen gesamten Jahresurlaub am Stück an einem Ort und bleibt diesem über Jahre hin treu. Man macht lieber Aktiv-, Wellness- oder Kurzurlaub. Ein Hauch von Sehnsucht, Genuss, Entspannung, Vertrautheit und Idylle klingt aber noch heute mit, wenn man Sommerfrische hört.

Was reizt uns so an einem Sommer auf dem Land?

Die Burgruine Eisenberg mit einem grünen Laubwald im Hintergrund

Unberührte Natur, eine frische Landluft, kühle Seen und Wälder – das Bild vom Landleben mag damals wie heute romantisiert und verklärt gewesen sein. Dennoch fanden und finden die Urlauber dort noch immer vor allem eines: Entschleunigung. Es geht gemütlicher zu: Keine Rush-Hour, weniger Hektik, lange Spaziergänge in der Natur oder ein Sprung in den See.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf kenne ich die Vorzüge des Landlebens, aber auch die Schattenseiten. Es ist zum Beispiel nahezu unmöglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln Besorgungen zu machen. Die gibt es dort nämlich kaum. Die Luft riecht auch nicht immer so frisch, wie man es sich vielleicht vorstellt (Stichwort: Gülle) und wer genug von Natur pur hat, muss erfinderisch werden, denn im Gegensatz zum eleganten Bad Ischl wurde in der Region, aus der ich komme, nicht so viel in Theater oder andere Kulturstätten investiert. Tipp: Man kann eines der zahlreichen Schlösser besichtigen oder beispielsweise die Burgruine Eisenberg, wo diese Fotoserie entstanden ist.

Nichtsdestotrotz genieße ich die lauen Sommertage auf dem Land zwischendurch sehr. Ich mag die langen Spaziergänge im Wald, die ruhigen Abende auf der Terrasse, das Summen der Bienen im Garten, die frischen Himbeeren, die vom Strauch direkt im Bauch landen und allgemein das entspannte Leben dort. Und so habe ich auch erst kürzlich wieder einen ruhigen Sommertag auf dem Land verbracht, in einem herrlich kitschigen Outfit vor bilderbuchartiger Kulisse.

Rock, Bluse, Weste & Fascinator: Meine eigene Interpretation eines Sommerfrische-Outfits

RetroCat beim Tanzen in einem nostalgischen Outfit bestehend aus Rock und passender Weste sowie einem Fascinator

Um die romantische und idyllische Umgebung widerzuspiegeln, habe ich mich für einen ähnlich romantischen Look entschieden. Naturtöne und robuste Materialien bilden dabei die Basis meines Outfits. Mit Federn verzierte Hüte gehörten und gehören noch immer zu vielen traditionellen Festtagstrachten in dieser Region. Meinen Fascinator mit langen Federn sehe ich als eine Art modische Neuinterpretation dieser Hüte und passt er nicht einfach perfekt zur Umgebung?


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Eine Netzstrumpfhose für schöne Beine

Lingerie-Bloggerin RetroCat mit einer hautfarbenen Netzstrumpfhose von Secrets in Lace

Zu Rock, Bluse und Weste kombiniere ich eine hautfarbene Netzstrumpfhose von Secrets in Lace. Diese sorgt optisch immer für besonders schöne Beine, wie ich finde, wirkt sie doch aufregend und zurückhaltend zugleich.


Outfit-Details:

Rock: Wiener Kreation, ähnlicher hier*

Weste: Wiener Kreation (leider alt)

Bluse: c/o The Seamstress of Bloomsbury*

Fascinator: Faunauge

Netzstrumpfhose: c/o Secrets in Lace

Pumps: sehr ähnliche hier* und hier*

Handschuhe: Vintage, ähnliche hier*

Handtasche: Vintage, ähnliche hier*


Gepflegte Langeweile & Müßiggang

RetroCat auf Sommerfrische mit einem aufregenden Fascinator von Faunauge

Wie bei den Sommerfrischlern damals mag das nicht gerade das praktischste Outfit für einen Ausflug in die Natur sein. Es wirkt aber so herrlich kitschig, dass es sich einfach perfekt eignet, um den Ausblick zu genießen und sich für kurze Zeit in längst vergangene Zeiten zu träumen. Schwingt hier nicht ganz viel Nostalgie und Romantik mit?

Ein Urlaub auf dem Land heißt auch, sich gepflegter Langeweile und dem Müßiggang hinzugeben. Auf einem ausgiebigen Spaziergang lassen sich neue Tierfreundschaften schließen (ich finde regelmäßig neue Katzenfreunde), man kann Pläuschchen halten oder unterwegs ein kleines Picknick in der Natur genießen. Wer in der Nähe eines Sees verweilt, kann mit dem Ruderboot fahren oder schwimmen gehen. Aktivere machen eine Wanderung oder reiten aus. Abends genießt man ein Glas Wein und regionale Spezialitäten auf der Terrasse. Müßiggang ist angesagt, ganz wie bei den Sommerfrischlern anno dazumal.

Sommerfrische in Bayern: Blick auf die Berge und ein kleines Dorf im Voralpenland

Dort leben wo andere Urlaub machen? Nein, das kann ich mir, zumindest momentan, nicht mehr vorstellen. Mir würden die vielen Cafés und Restaurants, die Bars und zahlreichen Museen fehlen. Ja, sogar die Hektik, die eine Großstadt immer umgibt. Ein Wochenende auf dem Land oder gar ein längerer Urlaub aber entspannen und entschleunigen ungemein. Daher verbringe ich gerne ein paar Tage in meinem „alten Zuhause“, quartiere mich bei meinen Eltern ein, lese ein Buch unter dem Apfelbaum in unserem Garten und streichle dabei meinen alten, dicken Kater. Und wenn es mir zu langweilig wird, packe ich meine sieben Sachen und fahre zurück in die lebhafte Großstadt – gibt es etwas Schöneres?

Impressionen meiner Ausflüge aufs Land

Du möchtest noch mehr Landidylle sehen? Hier sind einige Impressionen meiner Ausflüge auf das Land. Kleiner Tipp: Klickst Du auf das Bild, gelangst Du zum jeweiligen Blogpost.


Nun bin ich neugierig: Was bist Du: Landei oder Big-City-Girl? Und was magst Du lieber: Großstadtdschungel oder Landidylle?

Meine Antwort kennt Du nun vermutlich bereits. Obwohl ich eigentlich ein gebürtiges Landei bin, liebe ich die Großstadt und lebe mittlerweile in meiner Wahlheimat München. Dennoch nehme ich mir regelmäßig gerne eine kleine Auszeit auf dem Land. 😉

2 Kommentare

  1. Karen
    9. Juli 2019 / 9:26

    A really fascinating post. All sorts of little historical and even quirky facts. And a gorgeous outfit to go with it: a magnificent fascinator and I adore the skirt-fishnets-heels combination – classic but somehow contemporary and even edgy too. Kx

    • Sandra
      Autor
      10. Juli 2019 / 12:24

      Thank you so much, Karen!
      It was so much fun to create this outfit and I really like the fascinator. 🙂

      xx
      Sandra

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